Mercedes-Benz, der älteste Luxusautomobilhersteller der Welt, engagiert sich seit 130 Jahren im Motorsport. Die Einsätze reichen von der Formel 1 bis zu Rallyes. Entsprechend vielfältig ist auch dieses Kapitel der Unternehmensgeschichte. Hier kurz notiert: wichtige Jubiläen und Meilensteine aus der Motorsportchronik.

  • 1899: Glänzender Rennerfolg an der Côte d’Azur mit Daimler „Phönix“ 12 PS (125 Jahre)
  • 1994: Mercedes-Benz kehrt zurück in die Königsklasse des Rennsports (30 Jahre)
  • 1924: Sieg mit Kompressor-Mercedes bei der Targa Florio auf Sizilien (100 Jahre)
  • 1939: Spektakuläre Rennwagenentwicklung für den Grand Prix von Tripolis (85 Jahre)
  • 1984: Senna gewinnt Nürburgring-Eröffnungsrennen mit 190 E 2.3-16 (40 Jahre)
  • 1994: Motoren-Coup von Mercedes-Benz bei den 500 Meilen von Indianapolis (30 Jahre)
  • Geburtstage: Jochen Neerpasch, Bernd Schneider und Ewy Rosqvist

21.März 1899 – vor 125 Jahren

Glänzender Erfolg mit Daimler „Phönix“ 12 PS Rennwagen an der Côte d’Azur

Daimler „Phönix“ 12 PS Rennwagen. Foto von der „Woche von Nizza“ 1899
Daimler „Phönix“ 12 PS Rennwagen. Foto von der „Woche von Nizza“ 1899. Wilhelm Bauer (am Steuer) gewinnt mit dem Fahrzeug die Tourenfahrt Nizza–Magagnosc–Nizza über 85 Kilometer am 21. März 1899. Am Fahrzeug lehnt Hermann Braun, Chauffeur und Mechaniker von Emil Jellinek. Erstmals startet 1899 ein Rennwagen unter dem Namen „Mercédès“. (Fotosignatur der Mercedes-Benz Classic Archive: 2001DIG68)
  • Rennwagen von Emil Jellinek startet unter dem Pseudonym „Mercédès“
  • Motorsporterfolge bei der „Woche von Nizza“ beflügeln das Marketing

Vorpremiere eines weltberühmten Markennamens: Bei der Tourenfahrt Nizza–Magagnosc–Nizza über 85 Kilometer startet Wilhelm Bauer am 21. März 1899 mit einem Daimler „Phönix“ 12 PS Rennwagen des Entrepreneurs Emil Jellinek. Dieser meldet den Wagen unter dem Pseudonym „Mercédès“ an, nach dem Vornamen seiner Tochter. Bauer gewinnt die Kategorie der Zweisitzer. Jellinek, erfolgreicher Verkäufer von Daimler-Automobilen, schätzt die Marketingwirkung von Rennsiegen und fordert von der Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG) immer stärkere sowie technisch fortschrittlichere Fahrzeuge. 1900 gibt er den Impuls zur Entwicklung des Mercedes 35 PS. Der Konstrukteur Wilhelm Maybach reagiert: Langer Radstand, niedrigerer Schwerpunkt, Hochleistungsmotor und moderne Kühlung revolutionieren die Automobiltechnik. Zugleich einigen sich DMG und Jellinek offiziell auf die Verwendung des Namens Mercedes als Produktmarke. Der erste Mercedes 35 PS ist Ende des Jahres fertig, und im März 1901 dominiert das Hochleistungsfahrzeug die „Woche von Nizza“. Mercedes-Benz Classic wird 2025 „125 Jahre Mercedes“ feiern.

27. März 1994 – vor 30 Jahren

Rückkehr nach vier Jahrzehnten: Der Stern geht wieder auf in der Königsklasse des Rennsports

Formel-1-Rennwagen Sauber-Mercedes C 13 aus dem Jahr 1994
Formel-1-Rennwagen Sauber-Mercedes C 13 aus dem Jahr 1994. Daneben die Rennfahrer Heinz-Harald Frentzen (links) und Andrea de Cesaris (Startnummer 29). Rennfahrer Karl Wendlinger fällt in der Saison nach einem schweren Unfall im Training zum Großen Preis von Monaco aus. Als Motorenlieferant von Sauber kehrt Mercedes-Benz 1994 offiziell in die Formel 1 zurück. (Fotosignatur der Mercedes-Benz Classic Archive: A94F1206)
  • Mercedes-Benz ist 1994 Motorenlieferant von Sauber in der Formel 1
  • Seit 30 Jahren engagiert sich die Marke kontinuierlich in der Königsklasse des Rennsports

Sensation beim Großen Preis von Brasilien 1994 in Interlagos: Nach fast 40 Jahren trägt wieder ein Formel-1-Rennwagen den Mercedes Stern an seiner Front. Die Marke kehrt als Motorenlieferant des Sauber-Mercedes C 13 offiziell in die Königsklasse des Rennsports zurück. Die Motoren entwickelt Ilmor in Brixworth, Großbritannien. Mercedes-Benz ist an dem Unternehmen zu 25 Prozent beteiligt. Zuletzt gewinnen Mercedes-Benz Rennwagen in den Jahren 1954 und 1955 die Formel-1-Weltmeisterschaft. Bereits in seiner Formel-1-Debütsaison 1993 setzt Peter Sauber Ilmor-Motoren ein. Die Stuttgarter Marke signalisiert mit dem Schriftzug „Concept by Mercedes-Benz“ Unterstützung. Die Kooperation mit Sauber endet nach der Saison 1994. Mercedes-Benz ist bis heute in der Formel 1 aktiv. Ab 1995 ist McLaren Formel-1-Partner, seit 2010 startet die Marke mit einem eigenen Team. Mercedes-AMG F1 gewinnt ab 2014 sieben Fahrer- und acht Konstrukteurstitel.

24. April 1924 – vor 100 Jahren

Restaurierung eines originalen Rennwagens feiert den Mercedes-Sieg auf Sizilien 1924

Mercedes 2-Liter-Rennwagen bei der Targa Florio 1924
Mercedes 2-Liter-Rennwagen bei der Targa Florio 1924. Fahrzeug mit der Startnummer 10 des späteren Siegers Christian Werner während des Rennens. (Fotosignatur der Mercedes-Benz Classic Archive: 3308)
  • Mercedes gewinnt Targa Florio und Coppa Florio
  • Rot lackierter Mercedes 2-Liter-Rennwagen als Tarnung für deutsches Team

Sieg in Rot: Christian Werner gewinnt am 24. April 1924 die Targa Florio auf Sizilien mit dem Mercedes 2-Liter-Rennwagen. Das feiert Mercedes-Benz Classic jetzt mit der Restaurierung eines originalen Rennwagens aus der Unternehmenssammlung durch das Mercedes-Benz Classic Center. Das Langstreckenrennen Targa Florio wird seit 1906 ausgetragen. Der Rundkurs mit mehreren Tausend Kurven führt vom Meer in die Berge. 1924 beträgt die Gesamtdistanz über vier Runden 432 Kilometer. Für die Coppa Florio sind es fünf Runden. Der Sieger Christian Werner schafft sie in 6:32:37,4 Stunden mit einem Schnitt von 66,01 km/h. Insgesamt drei von DMG-Chefingenieur Ferdinand Porsche konstruierte 2-Liter-Rennwagen gehen an den Start. Sie leisten mit Kompressor 92 kW (126 PS). Auf den Plätzen 10 und 15 folgen Christian Lautenschlager und Alfred Neubauer. Alle Fahrzeuge sind rot lackiert statt in der typischen deutschen Rennfarbe Weiß. Das soll möglichen Anfeindungen italienischer Fans vorbeugen.

7. Mai 1939 – vor 85 Jahren

Doppelsieg in seinem einzigen Rennen: Der Mercedes-Benz W 165 gewinnt den Großen Preis von Tripolis

Mercedes-Benz 1,5-Liter-Grand-Prix-Rennwagen W 165
Mercedes-Benz 1,5-Liter-Grand-Prix-Rennwagen W 165. Fahraufnahme aus dem Großen Preis von Tripolis am 7. Mai 1939. Fahrzeug des späteren Siegers Hermann Lang mit der Startnummer 16. (Fotosignatur der Mercedes-Benz Classic Archive: 32604)
  • Entwicklung des V8-Rennwagens mit 1,5-Litern Hubraum in nur acht Monaten
  • Mercedes-Benz Doppelsieg von Hermann Lang und Rudolf Caracciola

Vor 85 Jahren wird der Große Preis von Tripolis nur für die Voiturette-Formel mit 1,5 Litern Hubraum ausgeschrieben. Das soll einen Sieg der dominierenden deutschen Grand-Prix-Rennwagen verhindern. Doch Mercedes-Benz nimmt die Herausforderung an. In nur acht Monaten entsteht der W 165 mit 1,5-Liter-V8-Motor. Der vollgetankt 905 Kilogramm leichte Rennwagen wirkt äußerlich wie eine verkleinerte Ausgabe des 3-Liter-Monopostos W 154. Auch der 166 Kilogramm leichte Motor ist mit dessen V12-Triebwerk verwandt. Die W 165 lassen im Rennen ihren Gegnern keine Chance. Rudolf Caracciola fährt mit seinem kurz übersetzten Wagen die volle Distanz durch. Hermann Lang legt – wie vorher von Rennleiter Alfred Neubauer festgelegt – einen schnellen Boxenstopp zum Reifenwechsel ein und gewinnt mit längerer Übersetzung sowie dadurch gesteigerter Höchstgeschwindigkeit das Rennen mit fast einer Runde Vorsprung vor seinem Markenkollegen.

12. Mai 1984 – vor 40 Jahren

Rennen der Champions: 20 Mercedes-Benz 190 E 2.3-16 eröffnen den neuen Nürburgring

Mercedes-Benz 190 E 2.3-16 Sportlimousinen (W 201) aus dem Eröffnungsrennen des neuen Nürburgrings 1984
Mercedes-Benz 190 E 2.3-16 Sportlimousinen (W 201) aus dem Eröffnungsrennen des neuen Nürburgrings 1984. Fahraufnahme aus dem Jahr 2019, aufgenommen aus dem Fahrzeug des Zweitplatzierten Niki Lauda. Links vorn das Fahrzeug des Siegers Ayrton Senna. (Fotosignatur der Mercedes-Benz Classic Archive: D618683)
  • Ayrton Senna gewinnt vor Niki Lauda und Carlos Reutemann
  • Die „Sechzehnventiler“ sind weitgehend serienmäßig

Ein packendes Rennen von 20 Nürburgring-Champions in 20 gleichen Sportfahrzeugen: Mit diesem spannenden Konzept feiert der neue Nürburgring vor 40 Jahren seine Eröffnung und der neue Mercedes-Benz 190 E 2.3-16 mit Sechzehnventilmotor seine Markteinführung. Zum illustren Starterfeld des von Mercedes-Benz ausgerichteten Wettbewerbs gehören zahlreiche Formel-1-Weltmeister und Le-Mans-Sieger. Die weitgehend serienmäßigen Sportlimousinen erhalten ein „R-Paket“ für den Renneinsatz: Dazu gehören Recaro-Sitze, Sechspunktgurte, Überrollbügel, eine kürzere Hinterachse mit dazu passendem Tacho, ein kleineres 380-Millimeter-Lenkrad und ein offener Auspuff. Der damals noch wenig bekannte Brasilianer Ayrton Senna gewinnt vor Niki Lauda und Carlos Reutemann. Senna wird 1988, 1990 und 1991 Formel-1-Weltmeister. Sein 190 E 2.3-16 vom Eröffnungsrennen des Nürburgrings 1984 gehört heute zur Unternehmenssammlung von Mercedes-Benz.

29. Mai 1994 – vor 30 Jahren

Motorensensation: Al Unser Jr. gewinnt mit dem Penske-Mercedes in Indianapolis

500-Meilen-Rennen von Indianapolis am 29. Mai 1994
500-Meilen-Rennen von Indianapolis am 29. Mai 1994. Boxenstopp des Penske-Mercedes PC 23 mit dem überlegenen Mercedes-Benz Rennmotor 500 I. Al Unser Jr. gewinnt mit dem Fahrzeug das Rennen. (Fotosignatur der Mercedes-Benz Classic Archive: A94F937)
  • Der Mercedes-Benz Motor 500 I wird nur ein einziges Mal eingesetzt
  • Gelungene Geheimhaltung bis zum ersten Training

Mit einem haushoch überlegenen Mercedes-Benz Motor im Rennwagen PC 23 gewinnt das Penske-Team das 500-Meilen-Rennen von Indianapolis 1994. Der Coup beginnt, indem Teamchef Roger Penske eine Lücke im Motorenreglement entdeckt: Motoren mit einer unten liegenden Nockenwelle und einem Ladedruck von 1,86 bar sind erlaubt, um amerikanische Konstruktionen mit im Prinzip seriennahen Triebwerken zu erleichtern. Die Regelmacher bedenken nicht, dass so auch ein perfekter Rennmotor gebaut werden kann. Der britische Motorenbauer Ilmor entwickelt unter großer Geheimhaltung den Mercedes-Benz Motor 500 I mit 3,4 Litern Hubraum. Denn Penkse befürchtet beim Bekanntwerden der Pläne eine kurzfristige Reglementänderung. Mit einem Leistungsvorteil von mehreren Hundert PS ist der Penske-Mercedes nicht zu schlagen, Al Unser Jr. gewinnt überlegen. Nach dem Rennen wird das Reglement geändert, so kommt dieser Motor nur einmal zum Einsatz.

Geburtstage

  • Vor 85 Jahren – Jochen Neerpasch wird am 23. März 1939 in Krefeld geboren. Der frühere Porsche-Werksfahrer ist von 1988 bis 1992 Rennleiter von Mercedes-Benz. In dieser Zeit gewinnen die Sauber-Mercedes mehrere Titel in der Sportwagen-Weltmeisterschaft und 1989 das 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Auf seine Initiative entsteht 1990 das „Sauber Mercedes Junior Team“ mit den Nachwuchsrennfahrern Michael Schumacher, Karl Wendlinger und Heinz-Harald Frentzen.
  • Vor 60 Jahren – „Mr. DTM“ Bernd Schneider wird am 20. Juli 1964 in St. Ingbert geboren. Der Rennfahrer startet in der Gruppe-C-Weltmeisterschaft und in der Formel 1, seine großen Erfolge erzielt er mit AMG-Mercedes in der DTM. Zwischen 1986 und 2008 fährt er 236 DTM-Rennen, feiert 43 Siege und gewinnt in den Jahren 1996, 2000, 2001, 2003 sowie 2006 Europas wichtigste Tourenwagenmeisterschaft.
  • Vor 95 Jahren – am 3. August 1929 kommt Ewy Baronin von Korff-Rosqvist auf die Welt. Zwischen 1962 und 1964 startet die Rallye-Fahrerin im Werksteam von Mercedes-Benz bei zahlreichen internationalen Wettbewerben. Den größten Erfolg feiert das Damenteam Ewy Rosqvist/Ursula Wirth 1962 mit dem Gesamtsieg beim Großen Straßenpreis von Argentinien mit dem Mercedes-Benz 220 SE (W 111).

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