Stuttgart. Mercedes-Benz, der älteste Luxusautomobilhersteller der Welt, erfindet seit 1886 das Automobil immer wieder neu. Damit setzt die Marke kontinuierlich Maßstäbe und begleitet auch den gesellschaftlichen Wandel. Entsprechend reich an Ereignissen und Geschichten ist die Historie des Unternehmens. Hier kurz notiert: wichtige Jubiläen und Meilensteine aus der Chronik.

August 1967 – vor 55 Jahren

Premiere für die Mercedes-Benz Sicherheitslenkung

  • Ab August 1967 werden alle Personenwagen der Marke mit Teleskoplenksäule und Pralltopf im Lenkrad ausgestattet
  • Zusätzliche Sicherheit für den Fahrer
  • Ein wichtiger Meilenstein im Streben nach einem stetig weiterentwickelten Insassenschutz
Schnittzeichnung der 1967 eingeführten Mercedes-Benz Sicherheitslenkung mit Prallplatte im Lenkrad und verformbarem Pralltopf; Lenksäule und Schaltrohr können sich im Fall eines Aufpralls teleskopartig ineinander schieben. (Fotosignatur der Mercedes-Benz Classic Archive: U53041)

Ab August 1967 erhalten sämtliche Personenwagen von Mercedes-Benz eine neue Sicherheitslenkung mit Teleskoplenksäule und Pralltopf am Lenkrad. Das Programm umfasst zu diesem Zeitpunkt die Baureihen W 108/109, W 100, W 110, W 111/112 und W 113. Bereits davor ist die Lenkung so konstruiert, dass sich die Lenksäule bei einem schweren Frontalanprall nicht direkt in Richtung Fahrer bewegt. Dazu ist das Lenkgetriebe möglichst weit hinten und unmittelbar vor der Stirnwand des Fahrgastraums angeordnet. Die neue Sicherheitslenkung steigert den Effekt: Die Bauteile, die bei einem schweren Unfall Kräfte in Richtung Innenraum übertragen können, sind jetzt ineinander verschiebbar, um die auftretenden Stoßkräfte und damit die Insassenbelastung zu reduzieren. Das betrifft Mantelrohr, Lenkspindel und Schaltrohr der Lenkradschaltung. Rasch spricht die Fachwelt von einer Teleskoplenksäule. Die Fachzeitschrift „auto motor und sport“ schreibt dazu in Heft 19/1967: „Sicherheitsforschung wurde bei Daimler-Benz schon betrieben, als noch kein Gesetz es verlangte.“ Neben Teleskoplenksäule und Pralltopf verbessern ab Sommer 1967 weitere Details die Sicherheit der Fahrzeuginsassen: etwa neue Türschlösser, kindersichere Türverriegelung, geschützt und versenkt angeordnete Bedienelemente im Armaturenbrett, Handgriffe, Armlehnen und Fensterkurbeln aus nachgiebigem Kunststoff, Bremskontrollleuchte und abklappbare Außenspiegel.

30./31. August 1912 – vor 110 Jahren

Ralph de Palma gewinnt die Elgin Road Races mit Rekorddurchschnitten von mehr als 110 km/h

  • Immer höhere Geschwindigkeiten bei Rennen in der Frühzeit des Automobils
  • Fünf Jahre davor siegt Baron Pierre de Caters mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 92,6 km/h beim Ardennenrennen
  • Beide fahren Mercedes-Rennwagen
Vanderbilt-Rennen in Milwaukee, 1912. spätere Sieger Ralph de Palma (Startnummer 22) mit dem Mercedes 140 PS Grand-Prix-Typ 1908
Vanderbilt-Rennen in Milwaukee, 1912. Der spätere Sieger Ralph de Palma (Startnummer 22) mit dem Mercedes 140 PS Grand-Prix-Typ 1908. (Fotosignatur der Mercedes-Benz Classic Archive: 2000DIG15) Vanderbilt race in Milwaukee, 1912. The later winner Ralph de Palma (starting number 22) with the Mercedes 140 hp Grand Prix model 1908. (Photo index number in the Mercedes-Benz Classic Archives: 2000DIG15)

Frühe Motorsporterfolge: Am 30. und 31. August 1912 und damit vor 110 Jahren gewinnt Ralph de Palma mit einem privat eingesetzten Mercedes 140 PS Grand-Prix-Typ 1908 die Elgin Road Races in Elgin/Illinois, USA, gefolgt von Erwin Bergdoll mit einem Benz 150 PS. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von mehr als 110 km/h setzt Ralph de Palma dort einen Rekord: Im Rennbericht von 1912 heißt es: „Einen Mercedes fahrend, gewann er das Elgin National Trophy Rennen und das Free-for-all in der besten je auf dem Kurs von Elgin erzielten Zeit.“ („Driving a Mercedes car, he won the Elgin National trophy race and the free-for-all in the best time ever made on the Elgin course.“). Zum Vergleich: Fünf Jahre davor gewinnt Baron Pierre de Caters am 27. Juli 1907 mit dem von Paul Daimler entwickelten Mercedes 120 PS Grand-Prix-Rennwagen nach 6:29:10 Stunden das sechste Ardennenrennen über 600 Kilometer. Seine durchschnittliche Geschwindigkeit: 92,6 km/h.

September 1997 – vor 25 Jahren

Mercedes-Benz gewinnt die Motorenwertung der CART World Series

  • Das amerikanische Pendant zur Formel 1
  • Der Motor Mercedes-Benz IC 108 D siegt bei neun von 17 Rennen
  • Norbert Haug: „Extrem hart umkämpfte Rennen und ein offenes Fahrerlager“
Rennmotor Mercedes-Benz IC 108 D. Gewinner der Motorenwertung in der CART World Series.
Rennmotor Mercedes-Benz IC 108 D. Mit dem Aggregat, dem Fahrer Al Unser jr. und dem Team Penske gewinnt die Marke 1997 die Motorenwertung in der CART World Series. (Fotosignatur der Mercedes-Benz Classic Archive: A97F760)

Die 500 Meilen von Indianapolis sind eines der berühmtesten Rennen der Welt. Bei der dort ausgetragenen IndyCar-Serie, später umbenannt in CART World Series und als amerikanisches Pendant zur Formel 1 geltend, feiern 1997 der Fahrer Al Unser jr. und das Team Penske mit einem überlegenen Triebwerk einen klaren Sieg – und Motorenpartner Mercedes-Benz feiert mit. Zwischen 1995 und dem Jahr 2000 ist Mercedes-Benz als Motorenlieferant für verschiedene Teams aktiv. Der damalige Motorsportchef Norbert Haug erinnert sich: „Es herrschte eine extrem hohe Wettbewerbsdichte mit hart umkämpften Rennen und einem offenen Fahrerlager. Fahrer und Fans begegneten sich Auge in Auge wie früher in der DTM.“ Dank Liveübertragungen verfolgen auch Motorsportenthusiasten in Europa die CART-Serie. 1997 werden 17 Rennen ausgetragen, das letzte findet am 28. September 1997 auf dem California Speedway in Fontana statt. Nach neun Siegen während der Saison wird der Mercedes-Benz IC 108 D zum Sieger der Motorenwertung gekürt.

Das methanolbetriebene Achtzylindertriebwerk mit 2,65 Litern Hubraum leistet rund 625 kW(850 PS). In der Wertung der Konstrukteure belegt das werksunterstützte Penske-Team den zweiten Platz.

September 1897 – vor 125 Jahren

Erster deutscher Automobilclub

  • Der Mitteleuropäische Motorwagen-Verein wird in Berlin gegründet
  • Gottlieb Daimler und Carl Benz sind erste Mitglieder
  • „Organ für die gesamten Interessen des Motorwagen- und Motorbootwesen“
Benz Comfortable 2,75 PS, Bauzeit 1896 bis 1900
Benz Comfortable 2,75 PS, Bauzeit 1896 bis 1900. (Fotosignatur der Mercedes-Benz Classic Archive: H2471) Benz Comfortable 2.75 hp, built between 1896 and 1900. (Photo index number in the Mercedes-Benz Classic Archives: H2471)

Elf Jahre nach der Erfindung des Automobils im Jahr 1886 durch Carl Benz wird am 30. September 1897 in Berlin der Mitteleuropäische Motorwagen-Verein gegründet, der erste deutsche Automobilclub. Carl Benz und Gottlieb Daimler gehören zu den Gründungsmitgliedern. Rudolf Diesel, ein weiterer Technikpionier, ist ebenfalls anwesend. Der Verein sieht sich als „Organ für die gesamten Interessen des Motorwagen- und Motorbootwesens“. Die Gründungsversammlung konstatiert, dass angesichts von Bestrebungen in Frankreich, England und den Vereinigten Staaten von Amerika „der derzeitige Stand des Motorwagenwesens in Oesterreich und Deutschland als nicht dem derzeitigen Entwicklungsstande entsprechend gekennzeichnet“ sei. Einige Hersteller präsentieren anlässlich der Gründung Fahrzeuge. Benz & Cie. aus Mannheim ist mit den Fahrzeugen „Comfortable“, „Victoria“, „Break“ und einem „Geschäftswagen für Liefertransporte“ vertreten.

Geburtstage

  • Vor 60 Jahren – Jörg van Ommen, geboren am 27. September 1962, DTM-Rennfahrer und Vizemeister in den Jahren 1994 und 1995 auf Mercedes-Benz C-Klasse
Werksfahrer Jörg van Ommen, 1995
Mercedes-Benz Werksfahrer Jörg van Ommen. Foto aus dem Jahr 1995. (Fotosignatur der Mercedes-Benz Classic Archive: A95F590)

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