• Das Quartett im Mercedes-Benz Museum thematisiert Unfallsicherheit und passive Fahrzeugsicherheit
  • Crashtest-Dummys liefern als Messinstrumente unverzichtbare Daten
  • Seit mehr als 60 Jahren führt Mercedes-Benz Unfallversuche aus
  • Real-Life-Unfallversuch mit Mercedes-Benz Elektrofahrzeugen im Oktober 2023

„Close-up“ – der Name der Serie des Mercedes-Benz Museums ist Programm. Jede Folge erzählt Überraschendes, Spannendes, Hintergründiges. Dazu wirft sie den Spot auf Details eines Fahrzeugs, Ausstellungsexponats oder eines Elements von Architektur und Gestaltung. Diesmal im Blick: die Crashtest-Dummys im Raum Mythos 5.

Nr. 12/2023: Crashtest-Dummys

Stellvertreter: Nein, es sind keine Schaufensterpuppen, es sind Messinstrumente. Die vier Crashtest-Dummys im Mercedes-Benz Museum im Raum Mythos 5: Vordenker – Sicherheit und Umwelt, 1960 bis 1982, dienen als Botschafter für die Fahrzeugsicherheit. Denn Mercedes-Benz führt seit mehr als 60 Jahren Crashversuche aus – Dummys sind fast von Beginn an beteiligt. Die Tests tragen dazu bei, dass neue Fahrzeuggenerationen Sicherheit nach hohen Anforderungen bieten.

Strapazen: Crashtest-Dummys sind hochsensible und für die Fahrzeugsicherheit unverzichtbare Messwerkzeuge. Im Dienst der Sicherheitsentwicklung kommen ihre Körper in Situationen, die der Mensch niemals erleben möchte. Alle Kollisionsszenarien sind aus dem realen Unfallgeschehen abgeleitet. Dort werden die Dummys beschleunigt, abgebremst, sie prallen auf. Immer wieder, unerbittlich, Tag für Tag, Jahr für Jahr.

Erfahrung: Mit Crashtests beginnt das Unternehmen 1959. Erste Dummys halten in den frühen 1960er-Jahren Einzug. Aus dieser Zeit stammt auch die im Museum gezeigte Heißwasserrakete. Sie beschleunigt ab 1962 die Versuchsfahrzeuge auf Crashgeschwindigkeit. Die vier ausgestellten Messpuppen sind gut 40 Jahre alt und damit deutlich jünger.

Datenlieferanten: Die Dummys im Mercedes-Benz Museum gehören zum Typ Hybrid II 50. Die Zahl steht dafür, dass 50 Prozent der Körper aller erwachsenen nordamerikanischen Männer kleiner und leichter sind und 50 Prozent größer und schwerer – ein echter Durchschnittstyp also! Der Hybrid II 50 wird 1973 in den USA und somit vor 50 Jahren für Tests von Rückhaltesystemen zugelassen. Mercedes-Benz verwendet ihn mehrere Jahrzehnte lang. Jeder der bis zu 80 Sensoren hat eine eigene Kabelverbindung zur Messtechnik.

Generationen: Heute kommen moderne Nachfahren des Hybrid II 50 zum Einsatz. Jeder davon hat bis zu 150 verschiedene Sensoren, für die dank Digitaltechnik ein einziges gemeinsames Kabel zum Anschluss genügt. Die Dummys haben viel zu tun: Das Mercedes-Benz Technologiezentrum für Fahrzeugsicherheit in Sindelfingen führt auf seinen drei Crashbahnen jährlich bis zu 900 Unfallversuche aus. Dafür stehen 120 Messpuppen bereit, die von Technikern vorbereitet und gewartet werden. Weibliche Dummys nutzt Mercedes-Benz seit über 20 Jahren. Zur Verfügung stehen auch Dummys, die Kinder in verschiedenen Altersstufen repräsentieren.

Premiere: Einen Offset-Crashtest zwischen zwei Elektroautos zeigt Mercedes-Benz erstmals öffentlich im Oktober 2023 im Technologiezentrum für Fahrzeugsicherheit – zwischen einem Mercedes-Benz EQA und einem Mercedes-Benz EQS SUV. An Bord beider Elektroautos sind insgesamt drei Hybrid III 5 %-Dummys, auch „Fünf-Prozent-Frau“ genannt – der weibliche Frontalaufprall-Dummy, wie ihn die internationale Automobilindustrie einsetzt. Sie stellen die beiden Fahrerinnen und eine Beifahrerin dar. Die vierte Messpuppe ist ein Hybrid III 50 %, der Nachfolger der Museumsexponate und Beifahrer im zweiten Fahrzeug. Die Messergebnisse der vier Dummys bestätigen das hohe Niveau des Insassenschutzes: Die Daten lassen auf ein geringes Risiko für schwere bis tödliche Verletzungen schließen.

Markierung: Sensoren im Innern der Dummys liefern Informationen über Beschleunigungen, Drehmomente, Kompressionswege, Winkelkräfte und Verformungen. Außen tragen die Exponate aufgeklebte Markierungen im Kopfbereich. Die Referenzpunkte helfen bei der Auswertung von Filmaufnahmen der Crashtests, wie sie ein Bildschirm neben den Dummys im Museum zeigt. Hochgeschwindigkeitskameras nehmen die Crashtests heute mit 1.000 Bildern in der Sekunde auf, um feinste Details auswerten zu können.

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