• Internationale St. Moritzer Automobilwoche vom 8. bis 17. September 2023
  • Mercedes-Benz Classic zeigt unter anderem den 540 K Stromlinienwagen von 1938
  • Vereinte Le-Mans-Sieger: 300 SL Rennsportwagen (1952) und Sauber-Mercedes C 9 (1989)
  • Ab 1929 gibt es einen Mercedes-Benz Nürburg 460 „St. Moritz“

Renaissance in glanzvollem Ambiente: Die „Internationale St. Moritzer Automobilwoche“ bietet zahlreiche Höhepunkte mit einer großen Vielfalt historischer Fahrzeuge. Sie findet vom 8. bis 17. September 2023 statt. Bereits 1929 und 1930 gibt es Automobilwochen in St. Moritz, und Mercedes-Benz begeistert schon damals im berühmten Alpenort. In diesem Jahr ist die Marke dort mit ausgesuchten klassischen Automobilen vertreten.

Mercedes-Benz Classic beteiligt sich mit folgenden Fahrzeugen an mehreren Programmpunkten:

  • Der 540 K Stromlinienwagen (W 29) aus dem Jahr 1938, ein 300 SL Coupé (W 198), Baujahr 1955, und ein Sauber-Mercedes C 9 von 1989 starten beim Kilomètre Lancé (8. bis 10. September 2023) auf dem Gelände des Engadin Airports in St. Moritz. Der C 9 wird von Markenbotschafter Bernd Mayländer gefahren, dem Piloten des Safety-Cars der Formel 1.
  • Bei der Sonderausstellung „100 Jahre Le Mans“ im Rahmen des Motorsport-Rendezvous (13. bis 15. September 2023) vereint Mercedes-Benz zwei Siegertypen: den 300 SL Rennsportwagen (W 194), der 1952 den Langstreckenklassiker in Frankreich gewinnt, und den Sauber-Mercedes C 9, der 1989 Platz zwei zum Doppelsieg der Silberpfeile beisteuert.
  • Ein Mercedes-Benz 280 SL „Pagode“ (W 113) aus dem Jahr 1968 wird beim Bergrennen Bernina Gran Turismo (14. bis 17. September 2023) teilnehmen.
  • Am 14. September 2023 findet der Mercedes-Benz Abend auf der Berghütte „Paradiso“ statt.

Vielfältiges Programm

Bereits zu den St. Moritzer Automobilwochen 1929 und 1930 gehören ein Kilometerrennen, ein Concours d’Elegance und als Höhepunkt der Bernina Gran Turismo. Das Kilomètre Lancé des Jahres 2023 findet nach historischem Vorbild statt, aber an einem anderen Ort: auf der 1,8 Kilometer langen Piste des 1.707 Meter hoch gelegenen Engadin Airports. Die Fahrer können hier das Beschleunigungsvermögen und die Geschwindigkeit ihrer Klassiker demonstrieren. Ob sie tatsächlich an die Leistungsgrenze der Maschinen gehen, bleibt natürlich ihnen selbst überlassen. Spektakulär ist das Fahrzeugfeld allemal. Beim Motorsport-Rendezvous sind exklusive Fahrzeuge aus der Rennsporthistorie zu sehen, flankiert von modernen Luxusfahrzeugen. Der Bernina Gran Turismo wird seit 2014 als Bergrennen für klassische Motorsportfahrzeuge aus der Vor- und Nachkriegszeit bis 1990 ausgetragen. Als Teil der jetzigen Internationalen St. Moritzer Automobilwoche findet er auf einem gesperrten Teilstück der Originalstrecke statt: Auf den 5,7 Kilometern von La Rösa bis zur Passhöhe sind mehr als 50 Kurven und 450 Höhenmeter zu bewältigen.

1929: Sieg des Mercedes-Benz Nürburg 460 Spezial-Sport-Cabriolets „St. Moritz“ (W 08)

Schon an der ersten St. Moritzer Automobilwoche im Jahr 1929 beteiligt sich Mercedes-Benz mit einem beeindruckenden Fahrzeug: Auf Basis des noblen, 1928 vorgestellten Nürburg 460 (W 08) entwickelt das Unternehmen ein viersitziges „Spezial-Sport-Cabriolet“ mit kurzem Radstand und präsentiert es erfolgreich beim damaligen Concours d’Elegance. Es erzielt „die beste Wertung von allen dort vorgeführten Wagen der namhaftesten internationalen Marken“, heißt es im Originalprospekt. Nach diesem Erfolg erhält diese Ausführung des Nürburg 460 Cabriolet C den Namen „St. Moritz“. „Mit seinem großen künstlerischen Schwung in der äußeren Linienführung, der überaus harmonischen Farbenwahl, der gediegen vornehmen und doch außerordentlich aparten Innen-Ausstattung ist dieses Cabriolet in kurzer Zeit zum ausgesprochenen Repräsentationswagen im Kreis wirklich anspruchsvoller sachkundiger Automobilisten geworden“, beschreibt der Prospekt das Fahrzeug. Der Mercedes-Benz Nürburg 460 ist das erste Fahrzeug der Marke mit Achtzylindermotor.

Der Markenbotschafter von Mercedes-Benz Classic bei der Internationalen St. Moritzer Automobilwoche 2023

Bernd Mayländer
Geboren am 29. Mai 1971 in Waiblingen, Deutschland

Bernd Mayländer fährt in der Formel 1 regelmäßig an der Spitze des Felds. Denn der Rennfahrer steuert seit 2000 als offizieller Fahrer die von Mercedes-AMG und Aston Martin gestellten Safety-Cars der Formel 1. Mayländer beginnt 1990, Autorennen zu fahren, und startet zunächst im Porsche Club Sport, Porsche Carrera Cup (Gesamtsieg 1994), Porsche Supercup und bei Langstreckenrennen. Für das Team Persson Motorsport fährt er von 1995 an zunächst in der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft (DTM) und der International Touring Car Championship (ITC), von 1997 an in der FIA-GT-Meisterschaft auf Mercedes-Benz CLK-GTR. 1997 gewinnt Mayländer hier zusammen mit Klaus Ludwig und Bernd Schneider das Rennen in Spielberg. Im Jahr 2000 belegt er auf Porsche 996 GT3 beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring den ersten Platz. 2001 gewinnt er beim letzten Rennen auf dem alten Grand-Prix-Kurs von Hockenheim das DTM-Saisonfinale mit einem Mercedes-Benz AMG CLK DTM. Seine letzte DTM-Saison absolviert Bernd Mayländer 2004 im Team Rosberg auf Mercedes-Benz C-Klasse DTM.

Fahrzeuge von Mercedes-Benz Classic bei der Internationalen St. Moritzer Automobilwoche 2023

Mercedes-Benz 540 K Stromlinienwagen (W 29), 1938

Der 540 K Stromlinienwagen wird in den Jahren 1937/38 in der Abteilung Sonderwagenbau des Mercedes-Benz Werks Sindelfingen entwickelt. Aus heutiger Sicht würde man das Fahrzeug als Coupé im Stil eines Gran Turismo bezeichnen. Doch entsprechend den Gepflogenheiten der 1930er-Jahre nennen die Stilisten die Karosserieform Stromlinien-Limousine oder schlicht Stromlinienwagen. Das auf einem Fahrgestell des Serienmodells 540 K basierende Fahrzeug ist dafür gemacht, mit seinem leistungsstarken Kompressorantrieb rasch auf sehr hohe Geschwindigkeiten zu kommen und diese über längere Distanzen zu halten. Dank der leichten, im Windkanal entwickelten Aluminiumkarosserie ist das Einzelstück in seiner Leistungsklasse ein Musterbeispiel an Effizienz. Neben Leichtbau und ausgeklügelter Aerodynamik sind es auch das herausragende Exterieur- und Interieurdesign, die gediegene Ausführung und der großzügige Raumkomfort, die den 540 K Stromlinienwagen zu einem absolut singulären Fahrzeug machen. Es entsteht seinerzeit mit dem Potenzial, an der für Herbst 1938 geplanten Fernfahrt Berlin–Rom teilzunehmen, die zunächst auf 1939 verschoben und schließlich wegen des Beginns des Zweiten Weltkriegs ganz abgesagt wird. Ab Mitte 1938 wird der Stromlinienwagen bei der deutschen Niederlassung des Reifenherstellers Dunlop eingesetzt, um Hochgeschwindigkeitsreifen für schnelle Fahrzeuge der strapaziösen Alltagserprobung zu unterziehen. Nach dem Krieg wird er eingelagert. 2014 baut Mercedes-Benz Classic das Fahrzeug im Rahmen eines höchst anspruchsvollen und aufwendigen Restaurierungsprojekts absolut originalgetreu wieder auf. Der danach gemessene Luftwiderstandsbeiwert liegt bei cW = 0,36. Das ist ein vorzüglicher Wert für ein Automobil der 1930er-Jahre.

Technische Daten Mercedes-Benz 540 K Stromlinienwagen (W 29)

Baujahr: 1938
Zylinder: 8/Reihe
Hubraum: 5.401 cm3
Leistung: 85 kW (115 PS), mit Kompressor 132 kW (180 PS)
Höchstgeschwindigkeit: 185 km/h

Mercedes-Benz 300 SL Rennsportwagen (W 194), 1952

Mit dem 300 SL (W 194) tritt Mercedes-Benz 1952 wieder in den Motorsport ein. Die begrenzten Ressourcen sprechen zunächst gegen die Entwicklung eines Rennwagens für die Formel 1 des Jahres 1952, weil dort schon zur Saison 1954 ein neues Reglement angekündigt ist. Achsen, Getriebe und Motor des neuen Rennsportwagens werden aus den Komponenten des Repräsentationsfahrzeugs Mercedes-Benz 300 (W 186) entwickelt. Ganz neu ist ein extrem leichter, dennoch sehr verwindungssteifer Gitterrohrrahmen, den eine strömungsgünstige Leichtmetallkarosserie umschließt. Wegen des im Einstiegsbereich hoch bauenden Gitterrohrrahmens erhält der Rennsportwagen die charakteristischen Flügeltüren, die am Dach angeschlagen sind. Der 300 SL ist 1952 auf Anhieb erfolgreich: Zu seinen großen Rennerfolgen gehören der Dreifachsieg beim Preis von Bern (Schweiz), die spektakulären Doppelsiege bei den 24 Stunden von Le Mans (Frankreich) und der Carrera Panamericana in Mexiko sowie der Vierfachsieg beim Großen Jubiläumspreis vom Nürburgring. Das Le-Mans-Siegerfahrzeug des Jahres 1952 befindet sich im Besitz eines privaten Sammlers.

Technische Daten Mercedes-Benz 300 SL Rennsportwagen (W 194)

Einsatz: 1952
Zylinder: 6/Reihe
Hubraum: 2.996 cm³
Leistung: 125 kW (170 PS) bei 5.200/min
Höchstgeschwindigkeit: 240 km/h

Mercedes-Benz 300 SL Coupé (W 198), 1955

Im Februar 1954 hat der 300 SL Seriensportwagen (W 198) auf der International Motor Sports Show in New York Weltpremiere. Das Coupé wird wegen seiner charakteristischen, am Dach angeschlagenen Türen auch „Flügeltürer“, „Gullwing“ (Möwenschwinge) oder „Papillon“ (Schmetterling) genannt. Die Lösung ist aber kein ästhetischer Selbstzweck, sondern technisch notwendig. Denn der Gitterrohrrahmen baut seitlich so hoch, dass sich übliche Türkonstruktionen nicht verwirklichen lassen. Der Hochleistungssportwagen basiert auf dem legendären 300 SL Rennsportwagen (W 194) der Saison 1952. Der weiterentwickelte W 198 ist weltweit der erste Serienpersonenwagen mit Viertaktmotor und Benzindirekteinspritzung. Mit einer Motorleistung von 158 kW (215 PS) – gut 25 Prozent mehr als bei der vergaserbestückten Rennsportausführung von 1952 – und einer Höchstgeschwindigkeit von bis zu 250 km/h liegt der W 198 im Spitzenbereich der Seriensportwagen seiner Zeit, was ihn auch für Sporteinsätze prädestiniert. Legendär ist der Dreifachklassensieg mit dem 300 SL „Gullwing“ bei der Mille Miglia 1955 von John Cooper Fitch und Beifahrer Kurt Gessl. Von 1954 bis 1957 werden insgesamt 1.400 Fahrzeuge des 300 SL Coupés gebaut, davon 29 mit Aluminiumkarosserie.

Technische Daten Mercedes-Benz 300 SL Coupé (W 198)

Baujahr: 1955
Zylinder: 6/Reihe
Hubraum: 2.996 cm3
Leistung: 158 kW (215 PS) bei 5.800/min
Höchstgeschwindigkeit: bis zu 250 km/h

Mercedes-Benz 280 SL „Pagode“ (W 113), 1968

Auf dem Genfer Auto-Salon 1963 präsentiert Mercedes-Benz den neuen 230 SL (W 113). Er ist als komfortabler zweisitziger Reisewagen mit hohen Fahrleistungen konzipiert und ersetzt gleichzeitig den 190 SL (W 121) sowie den 300 SL Roadster (W 198). Das Äußere ist geprägt von klaren und geraden Linien sowie dem SL-Gesicht mit großem zentralem Mercedes Stern. Das optionale Hardtop mit hohen Scheiben und dem von schmalen Säulen getragenen Dach erinnert durch seine nach innen gewölbte Form an asiatische Tempelbauten. Das bringt dem W 113 den Beinamen „Pagode“ ein. Basis der Bodengruppe sind die Mercedes-Benz „Heckflossen“-Limousinen der Baureihe 111, die weltweit ersten Personenwagen mit Sicherheitskarosserie. Von der entsprechenden Forschung profitiert auch diese SL-Generation. Das Fahrwerk, übernommen aus der Limousine Mercedes-Benz 220 SE, ist auf die Belange des sportlichen Autos abgestimmt. Seine Federung ist straff und zugleich für einen Sportwagen seiner Zeit fast untypisch komfortabel. 1967 löst der Mercedes-Benz 250 SL den 230 SL ab. Die Änderungen betreffen im Wesentlichen den Motor und die Bremsanlage. Neben den drei bekannten Karosserieausführungen (Roadster mit Klappverdeck, Coupé mit abnehmbarem Dach sowie Coupé mit abnehmbarem Dach und Roadsterverdeck) ist der 250 SL auf Wunsch auch als Coupé mit Fondsitzbank lieferbar. Der 1968 vorgestellte Mercedes-Benz 280 SL mit 2,8-Liter-Motor und 125 kW (170 PS) Leistung ist die letzte Ausführung dieses SL. Von 1963 bis 1971 entstehen insgesamt 48.912 SL der Baureihe W 113.

Technische Daten Mercedes-Benz 280 SL „Pagode“ (W 113)

Baujahr: 1968
Zylinder: 6/Reihe
Hubraum: 2.778 cm3
Leistung: 125 kW (170 PS)
Höchstgeschwindigkeit: 200 km/h

Sauber-Mercedes C 9 Gruppe-C-Rennsportwagen, 1989

Die späten 1980er-Jahre sind geprägt durch die Rückkehr von Mercedes-Benz auf die Rennstrecken: Den Stern tragen zunächst die Rennsportwagen der Gruppe C. Die seit 1987 überwiegend in dunkelblauer Livree eingesetzten Sauber-Mercedes C 9 erfahren für die Saison 1989 auch optisch eine Veränderung: Sie erhalten nun eine silberne Lackierung, die sie klar als Mercedes-Benz Silberpfeile identifizieren. Die neuen Rennwagen fahren allein im Jahr 1989 acht Siege bei neun Rennen ein. Dazu zählt am 10. und 11. Juni 1989 das 24-Stunden-Rennen von Le Mans: Mit den C 9 Silberpfeilen erzielen die Mercedes-Benz Piloten Jochen Mass/Manuel Reuter/Stanley Dickens und Mauro Baldi/Kenny Acheson/Gianfranco Brancatelli einen Doppelsieg – 37 Jahre nach dem herausragenden Erfolg mit dem ersten Silberpfeil der Nachkriegszeit, dem Mercedes-Benz 300 SL Rennsportwagen (W 194). Am Ende der Saison gewinnt Jean-Louis Schlesser auf C 9 den Fahrertitel der Sportwagen-Weltmeisterschaft. In St. Moritz präsentiert Mercedes-Benz Classic den originalen zweitplatzierten C 9 mit der Startnummer 61.

Technische Daten Sauber-Mercedes C 9 Gruppe-C-Rennsportwagen

Einsatz: 1987 bis 1990
Zylinder: V8
Hubraum: 4.973 cm3
Leistung: 530 kW (720 PS) bei 7.000/min
Höchstgeschwindigkeit: 400 km/h

Mehr Artikel