Stuttgart. 160 Fahrzeuge und insgesamt 1.500 Exponate präsentiert die vielfältige Dauerausstellung des Mercedes-Benz Museums. Ein besonderer Bestandteil sind die „33 Extras“: Sie lassen am Beispiel oft überraschender Details Mobilitätshistorie und Automobilkultur lebendig werden. Die Newsletter-Reihe Mercedes-Benz Museum Inside lenkt den Blick auf die „33 Extras“ und bringt ihre Geschichten auf den Punkt. In der heutigen Folge geht es um die Hutablage.
29/33: Die Hutablage
Stilvoller Stauraum:
Wer sich als Mann in der Mitte des 20. Jahrhunderts elegant kleidet, trägt außer Haus für gewöhnlich einen Hut als Kopfbedeckung. Im geschlossenen Automobil – insbesondere in Limousine oder Coupé – ist das allerdings nicht notwendig und der Hut kann abgenommen werden. Als perfekter Stauraum für Fedora, Homburg, Panama und Co. erweist sich die fest installierte Abdeckung des Gepäckraums. Diese Fläche befindet sich zwischen den Lehnen der Rücksitze und der Heckscheibe. Sie trennt den darunter liegenden Teil des Gepäckraums vom Innenraum des Fahrzeugs ab. Wegen der typischen Nutzung erhält sie den prosaischen Namen „Hutablage“.
Bühne frei für Accessoires:
Als Wortschöpfung ist „Hutablage“ fast schon etwas spät dran. Denn seit dem bundesdeutschen Wirtschaftswunder der 1950er-Jahre geht die Zahl der Hutträger kontinuierlich zurück. Nun wird die Fläche eben als Bühne für verschiedene Accessoires genutzt. Dazu zählen beispielsweise „Wackeldackel“-Figuren, umhäkelte Toilettenpapierrollen und verzierte Kissen. Alle drei Beispiele zusammen zeigt das Mercedes-Benz Museum als eines von „33 Extras“.
Nickender Sympathieträger:
Der Dackel zählt zu den in Deutschland besonders beliebten Hunden. Als Maskottchen für das Automobil etabliert er sich in den 1960er-Jahren: Die Kunststofffigur eines braunen Kurzhaardackels hat einen beweglich gelagerten Kopf, der beim Fahren auf und ab wippt. In den 1980er-Jahren wird dieser „Wackeldackel“ dann als vermeintlich spießiges Zubehör aus den meisten Autos verbannt. Wenig später entdecken ihn aber die Youngtimer-Szene und andere Liebhaber der populären Kultur des ausgehenden 20. Jahrhunderts als ikonischen Sympathieträger für sich. Wer heute eine solche Figur sucht, wird bei Mercedes-Benz fündig: Dort gibt es das Accessoire als originales Zubehör – samt Halsband mit Mercedes-Stern.
Von der Rolle:
Toilettenpapier in einer selbst gehäkelten Hülle findet sich zu Beginn der Motorisierung breiter Bevölkerungsschichten nach den 1950er-Jahren ebenfalls häufig auf der Hutablage. Grund dafür ist, dass sich die sanitäre Infrastruktur entlang von Fernstraßen nicht ganz so schnell entwickelt, wie die Begeisterung für Ausflugsfahrten mit dem eigenen Auto wächst. Da ist man froh, einen Notbehelf an Bord zu haben.
Helfendes Kissen:
Das bestickte Kissen auf der Hutablage wirkt wie der Zwillingsbruder des biedermeierlich-kitschigen Sofakissens. Doch es gibt auch Versionen mit helfendem Inhalt: In den 1970er-Jahren sind viele Automobile mit dem Verbandskasten als Kunststoffkissen auf der Hutablage unterwegs.
Ladungssicherung:
So humorvoll-skurril manche Zier auf der Hutablage auch wirkt – von lose auf dieser Fläche liegenden Gegenständen ist dringend abzuraten. Denn wenn sie bei einem Unfall mit Wucht nach vorn katapultiert werden, stellen sie ein Risiko für die Passagiere dar.
Innovation:
Die Hutablage ist ein vermeintlich unscheinbares Bauteil im Automobil. Doch bei Mercedes-Benz steckt auch darin Innovationsgeist. So werden mit den Jahren zum Beispiel Aussparungen für versenkbare Kopfstützen oder eine mit einem Deckel gesicherte Mulde für den Verbandskasten integriert.
Die Legende von Adenauers Hut:
Herrenhüte spielen in der Geschichte von Mercedes-Benz immer wieder eine Rolle – wenn auch nicht immer auf der Hutablage. So entschließt sich der erste deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer angeblich auch wegen seines Huts für den 1951 vorgestellten Mercedes-Benz 300 als Dienstwagen. Denn in die geräumige Repräsentationslimousine kann der Politiker einsteigen, ohne dass es ihm – wie bei anderen Fabrikaten geschehen – den Hut vom Kopf stößt.
Der Hut kommt zurück:
Doch was ist mit dem gängigen Stereotyp, dass manch konservativer Fahrer einer Mercedes-Benz Limousine seinen Hut sogar am Steuer aufbehält? Die Marke hat das Vorurteil als willkommenes Marketinginstrument eingesetzt: „Mercedes-Fahrer tragen wieder Hut“, heißt es vor neun Jahren prompt zur Vorstellung der neuen Mercedes-Benz A-Klasse. Tatsächlich gibt es 2012 passend zur jugendlich-sportlichen Kompaktklasse einen topmodischen Trilby aus schwarzem Wollfilz und mit flottem Kontrastkaro im Band als Zubehör. Er wird eigens für Mercedes-Benz entworfen – und auf einer Hutablage macht er ganz sicher eine gute Figur.
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Die A-Klasse Fahrer mit Hut haben mir schon ein paar mal den Nerv geraubt… ab nem gewissen ALter sollte man einfach aufhören zu fahren!