Stuttgart. 160 Fahrzeuge und insgesamt 1.500 Exponate präsentiert die vielfältige Dauerausstellung des Mercedes-Benz Museums. Ein besonderer Bestandteil sind die „33 Extras“: Sie lassen am Beispiel oft überraschender Details Mobilitätshistorie und Automobilkultur lebendig werden. Die Newsletter-Reihe Mercedes-Benz Museum Inside lenkt den Blick auf die „33 Extras“ und bringt ihre Geschichten auf den Punkt. In der heutigen Folge geht es um die Pedalerie.
25/33: Die Pedalerie
Konzertierte Handlungen:
Das Autofahren fordert aufeinander abgestimmte Aktionen. Die wichtigsten sind Gasgeben, Lenken, Blinken, Bremsen, Schalten und Kuppeln – und dabei selbstverständlich auf den Verkehr achten. Die frühen Erfinder sind sich schnell einig, dass neben den Händen auch die Füße gebraucht werden, um die Mobilitätsmaschine Automobil zu bewegen. Sie erhält Pedale.
Standardisierung:
Nicht einheitlich geregelt ist anfangs jedoch, wohin der Fahrer treten soll. Denn jeder Automobilhersteller sortiert Gas, Bremse und Kupplung anders. Das preußische Militär klärt für sich die Lage. Es verfügt im Jahr 1908 die einheitliche Pedalanordnung in Heeresfahrzeugen, damit die Fahrer problemlos mit Automobilen verschiedener Marken zurechtkommen.
Einheitlichkeit:
So entsteht in kaiserlichen Armeelastern die bis heute gebräuchliche Reihenfolge von Gas, Bremse und Kupplung (von rechts nach links). Doch sie verbreitet sich nicht sofort und überall. Bis in die 1920er-Jahre hinein sind Zahl und Anordnung der Pedale in den Automobilen alles andere als einheitlich. Das Gaspedal befindet sich häufig in der Mitte. Das gilt übrigens auch für Rennwagen. Doch dann setzt sich nach und nach der heutige Standard durch.
Klarheit:
Die drei Pedale der „33 Extras“ im Mercedes-Benz Museum zeigen eine besonders große Bedienungsfreundlichkeit. Denn Kupplung und Bremse sind ganz deutlich mit der zugewiesenen Funktion durch gegossene Lettern beschriftet. Zugleich soll diese Ausführung der Trittplatten ein Abrutschen der Schuhe verhindern.
Wandel:
Üblich ist, dass der rechte Fuß Gas und Bremse bedient und der linke Fuß das Kupplungspedal tritt. Ab den 1950er-Jahren verbreiten sich dann Automatikgetriebe, und es gibt lediglich Gas- und Bremspedal. Das ist die Zukunft: Manuelle Schaltgetriebe nimmt Mercedes-Benz nach und nach aus dem Programm, und Elektrofahrzeuge haben in der Regel ebenfalls die beiden Pedale. Die Folge: der linke Kupplungsfuß wird „arbeitslos“.
Arretiert:
Bei Mercedes-Benz gilt das freilich nicht ganz. Denn über Jahrzehnte haben die Fahrzeuge der Marke statt Handbremshebel ein weiteres Pedal ganz links im Fußraum zum Betätigen der Feststellbremse. Gelöst wird sie mit einem Handgriff links unterhalb des Lenkrads.
„Gas“:
Das Pedal heißt so, weil damit die Menge des Gas-Luft-Gemischs geregelt wird, das in den Verbrennungsmotor gelangt. Wenig für eine geringe Leistungsentwicklung und viel, wenn mehr gewünscht ist. Auch im Elektroauto heißt das rechte landläufig immer noch Gaspedal, obwohl es natürlich statt der Abgabe chemischer Energie in Form des Treibstoffs den Fluss elektrischer Energie regelt.
Barrierefrei:
Und wenn eine körperliche Beeinträchtigung vorliegt, sodass die Serienpedale nicht genutzt werden können? Mercedes-Benz bietet ab Werk Fahrhilfen inklusive Pedalanpassungen und Pedalabdeckungen.
Ohne Pedale:
Moderne Mercedes-Benz Fahrzeuge halten schon heute zahlreiche Assistenzsysteme, die pedalbediente Funktionen übernehmen, bereit – beispielsweise den Aktiven Abstands-Assistenten DISTRONIC. Wenn künftig auf Teilstrecken ein vollautomatischer Fahrmodus zur Verfügung steht, können die Pedale in dieser Situation komplett eingefahren werden, um den Komfort zu erhöhen. Das hat beispielsweise das Mercedes-Benz Experimental-Sicherheits-Fahrzeug ESF 2019 demonstriert.
Rallyesport:
Bei sehr sportlicher Gangart bevorzugen manche Motorsportler übrigens die Spitze-Hacke-Technik. Sie ermöglicht zu bremsen und gleichzeitig mit Zwischengas zurückzuschalten. Dabei betätigt die Spitze des rechten Fußes das Bremspedal, währenddessen die Hacke einen Gasstoß gibt.
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