• Meilenstein in der Sicherheitsentwicklung von Mercedes-Benz mit Lösungen für die aktive und passive Sicherheit wie ABS und Airbag
  • Premiere im Rahmen der Mobilitätsmesse „Transpo 72“ in Washington, D.C.

Stuttgart. Die 13 ist vor 50 Jahren eine echte Glückszahl für die Fahrzeugsicherheit: Mercedes-Benz stellt am 31. Mai 1972 auf der Fachmesse „Transpo 72“ in Washington, D.C., das Experimental-Sicherheits-Fahrzeug vor, kurz ESF 13. Es ist seiner Zeit voraus mit Lösungen wie etwa dem Anti-Blockier-System ABS, Airbags für alle Passagiere, einem Scheinwerfersystem mit Halogenlicht sowie Parallelwischern für die Heckscheibe.

Das ESF 13 gehört zu einem umfassenden Programm der Sicherheitsentwicklung von Mercedes-Benz in den 1970er-Jahren, in dessen Rahmen mehr als 30 solcher Innovationsträger für die Fahrzeugsicherheit entstehen. Aus dieser einzigartigen Geschichte zeigt das Mercedes-Benz Museum das ESF 22 von 1973, zu sehen im Raum Mythos 5: Vordenker – Sicherheit und Umwelt, 1960 bis 1982. Auch in der jüngeren Vergangenheit setzte Mercedes-Benz das ESF-Programm fort: Zuletzt hatten in den jeweiligen Kalenderjahren die ESF 2009 und ESF 2019 Premiere.

Experimental-Sicherheits-Fahrzeug ESF 13
Mercedes-Benz Experimental-Sicherheits-Fahrzeug ESF 13 aus dem Jahr 1972 (rechts) sowie ESF 22a (1973, Mitte) und ESF 2009 (2009, links). Foto vom „TecDay Mercedes-Benz ESF 2019“ im Mai 2019. (Fotosignatur der Mercedes-Benz Classic Archive: 19C0381_0029)

Heute macht die Fahrzeugsicherheit wieder epochale Fortschritte. Die Marke mit dem Stern ist erneut Vorreiter bei der Entwicklung neuer Lösungen für die Zukunft. Denn Teil der Transformation von Mercedes-Benz hin zu einer nachhaltigen Mobilität mit alternativen Antrieben, Digitalisierung sowie vernetztem und automatisiertem Fahren sind auch entsprechende Sicherheitskonzepte. Sie reichen von innovativen Lösungen für die aktive und passive Sicherheit bis zu Hochvolt-Sicherheitskonzepten für Elektrofahrzeuge. Auch mögliche Unfallszenarien im künftigen Mischverkehr mit automatisiert fahrenden Automobilen erforschen die Experten. Eines verbindet Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft: die Motivation, die bestmöglichen Sicherheitssysteme für die persönliche Mobilität zu entwickeln.

Publikumspremiere auf der „Transpo 72“

Die „Transpo 72“, eine internationale Fachmesse für Mobilität, wird vom 27. Mai bis 4. Juni 1972 in der Hauptstadt der Vereinigten Staaten von Amerika ausgerichtet. Das deutsche Forschungsfahrzeug zur Verbesserung der Fahrzeugsicherheit ist ein Highlight der dort eingebetteten „3rd International Safety Vehicle Conference“ (3. Internationale ESF-Konferenz) vom 30. Mai bis 2. Juni 1972. Eine öffentliche Ausstellung von zwölf ESF europäischer, japanischer und US-amerikanischer Hersteller begleitet die Sicherheitskonferenz.

Diese Schau gibt rund einer Million Besuchern aus aller Welt „einen faszinierenden Einblick in die Zukunft des sichereren Fahrens und der Fahrzeugsicherheit“ („a striking glimpse into the future of safer driving and vehicle safety“), wie es im Konferenzbericht von 1972 heißt. Der Bericht unterstreicht auch den Anspruch, dass die stark fokussierte Entwicklung der ESF für die Fahrzeugsicherheit „einen ‚Quantensprung‘ statt der üblichen Jahr-für-Jahr-, Schritt-für-Schritt-Evolution der Automobilindustrie“ („a ‚quantum jump‘ over the customary year-by-year, step-by-step evolution in the auto industry“) bringen soll.

Experimental-Sicherheits-Fahrzeug ESF 13
Mercedes-Benz Experimental-Sicherheits-Fahrzeug ESF 13 aus dem Jahr 1972. Exterieuraufnahme von rechts vorn. (Fotosignatur der Mercedes-Benz Classic Archive: C7295)

Innovationsträger auf Basis von „Strich-Acht“ und SL

Das ESF 13 ist eine Weiterentwicklung des ESF 05, das Mercedes-Benz am 26. Oktober 1971 auf der 2. Internationalen ESF-Konferenz in Sindelfingen präsentiert hat. Erneut dient ein Mercedes-Benz 250 „Strich-Acht“ (W 114) als Basis, für das ESF 13 verwenden die Ingenieure außerdem Teile des Sportwagens 350 SL (R 107). Schon optisch hebt sich das etwas futuristisch anmutende Experimental-Sicherheits-Fahrzeug deutlich von der erfolgreichen Limousine der oberen Mittelklasse ab. Technisch sind die Unterschiede noch prägnanter, denn die Liste der im ESF 13 integrierten Lösungen für die aktive und passive Sicherheit ist lang. Insgesamt entsprechen die Lösungen für Konditions-, Bedienungs- und Wahrnehmungssicherheit im ESF 13 dem 1972 topaktuellen Stand der Daimler-Benz Sicherheitsforschung.

Experimental-Sicherheits-Fahrzeug ESF 13
Mercedes-Benz Experimental-Sicherheits-Fahrzeug ESF 13 aus dem Jahr 1972. Detailaufnahme des Innenraums durch die Beifahrertür mit selbst anlegenden Dreipunktsicherheitsgurten. (Fotosignatur der Mercedes-Benz Classic Archive: C7291)

Neben ABS, dem Halogenscheinwerfersystem, der Wisch-Waschanlagen für Frontscheinwerfer und Frontscheibe sowie der Parallelwischer für die Heckscheibe präsentieren die Ingenieure zahlreiche weitere Lösungen. Um die passive Sicherheit für Fahrzeuginsassen und auch Fußgänger weiter zu verbessern, sind verschiedene Bauteile mit geschäumten Komponenten verkleidet oder nachgiebig. Auf den Vordersitzen gibt es Dreipunktsicherheitsgurte mit Gurtkraftbegrenzer, die sich beim Türschließen automatisch anlegen. Zum Sicherheitslenkrad mit Pralltopf kommen Fahrer- und Beifahrerairbags sowie Airbags auch für die Fondpassagiere. Im Fond gibt es zudem Dreipunktsicherheitsgurte mit Gurtkraftbegrenzer und Aufrollautomatik. Während Fahrer- und Beifahrersitze über Kopfstützen verfügen, übernimmt diese Aufgabe im Fond ein neuartiges Auffangnetz. Damit feiern im ESF 13 viele Technologien Premiere, die später auch ihren Weg in die Serie finden. So wird beispielsweise das Anti-Blockier-System ABS im Jahr 1978 in der S-Klasse der Baureihe 116 Serie, und der Fahrerairbag mit Gurtstraffer für den Beifahrer folgt 1981 in der S-Klasse der Baureihe 126.

Steckbrief: das Mercedes-Benz ESF 13

  • Rückhaltesysteme und weitere Details wie beim ESF 05
  • Ausgelegt für Aufprallgeschwindigkeit bis 80 km/h
  • Fünf Dreipunktgurte mit je drei Kraftbegrenzern, Gurte vorn selbst anlegend
  • Fahrer- und Beifahrerairbag, zusätzlich je ein Airbag in den Rückenlehnen der Vordersitze für die außen sitzenden Fondpassagiere
  • V6-Versuchsmotor, um Verformungsraum vorn zu gewinnen
  • Aufprallbereiche im Innenraum mit Polyurethanschaum gepolstert, insbesondere Türen, Säulen und Dachrahmen
  • Elektrische Fensterheber statt Drehkurbeln in den Türen
  • Leuchtenwischer, Leuchtweitenregelung, Heckscheiben-Parallelwischer
  • Seitliche Begrenzungsleuchten, Heckleuchten mit Stillstandrelais und Kontrolleinrichtung
  • Front- und Heckscheibe aus Verbundglas, geklebt
  • Pedale mit abgerundetem Unterteil
  • Bremse mit Anti-Blockier-System ABS
  • Gesamtlänge 5.235 Millimeter (550 Millimeter mehr als Serie)
  • Vorbauverlängerung inklusive hydraulischer Pralldämpfer: 420 Millimeter
  • Unterfahrbar angeordnete Stoßfänger
  • Leergewicht fahrfertig: 2.100 Kilogramm (705 Kilogramm mehr als Serie)
Experimental-Sicherheits-Fahrzeug ESF 13
Mercedes-Benz Experimental-Sicherheits-Fahrzeug ESF 13 aus dem Jahr 1972. Exterieuraufnahme von links hinten. (Fotosignatur der Mercedes-Benz Classic Archive: C7289)

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