Wir schreiben das Jahr 1955. Der 25-jährige Brite legt beim 1000-Meilen-Rennen Brescia-Rom-Brescia einen Streckenrekord hin und gewinnt die Mille Miglia. Im Vergleich zu vielen anderen Rennen davor und danach sollte dieser Wettkampf nicht in Vergessenheit geraten. Zusammen mit dem neuen Rennsportwagen 300 SLR wird der Sieg von Stirling Moss zum Mythos. Am 17. September 2019 feiert der Rennsportler seinen 90. Geburtstag.
Die Mille Miglia gehörte seiner Zeit zu den begehrtesten Veranstaltungen des Motorsports. Das Rennen, welches über Landstraßen, durch Ortschaften, entlang der Adriaküste, sowie über Gebirgspässe führte, war für manche Rennfahrer die absolute Herausforderung, ein Traum. Andere bekamen hingegen weiche Knie. Die Teilnehmer mussten sich nicht nur gegen 500 andere Gegner, vor hunderttausenden Zuschauern und unter starken Temperaturunterschieden beweisen. Zusammen mit Beifahrer Denis Jenkinson und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 157,65 km/h bewältigt Stirling Moss die Strecke besser als alle anderen. Noch im gleichen Jahr siegt er mit dem Formel-1-Rennwagen Mercedes-Benz W 196 R beim Großen Preis von Großbritannien in Aintree. Ein geschichtsträchtiges Ereignis, denn in diesem Wettbewerb war Moss der erste britische Gewinner.
Großer Preis von Großbritannien in Aintree am 16. Juli 1955: Stirling Moss gewinnt das Rennen auf Mercedes-Benz Formel-1-Rennwagen W 196 R. Es ist der erste Sieg eines britischen Rennfahrers in diesem Grand Prix.
Der junge Stirling Moss träumt schon von klein auf von einer Karriere als Profirennfahrer. Seine Eltern, erfolgreiche Amateur-Piloten, helfen ihrem Sohn bei seinem Aufstieg. Dank einer Sondergenehmigung bekommt Moss schon mit 15 Jahren seinen Führerschein. Später kaufte er einen Cooper-500-Rennwagen und gewinnt mit ihm in der Formel 3 zwölf Rennen. 1949 tritt er der britischen H.W.M.-Werksmannschaft in der Formel 2 bei, holt sich die zwei folgenden Formel-2-Meistertitel von 1949 und 1950.
Zunächst noch mit einem eigenen Maserati 250 F, startet Moss 1954 in der Formel 1 als Privatteam „Equipe Moss“. Ein herausragendes Duell liefert er sich mit dem Silberpfeil-Pilot Juan Manuel Fangio beim Großen Preis von Italien. Bis zwölf Runden vor Schluss führt der Brite, aber ein technischer Defekt wirft ihn zurück und so gewinnt Fangio. Dieser nennt Moss im nachhinein den eigentlichen Sieger des Rennens, wodurch er seinen Respekt zeigt. Vier Jahre später wird er von Rennleiter von Mercedes Benz Alfred Neubauer ins Grand-Prix- und Sportwagen Team einberufen. Dabei wird er nach mehreren absolvierten Testfahrten als Werksfahrer der Mercedes-Benz Rennabteilung verpflichtet. Beim Großen Preis von Argentinien debütiert Moss im Silberpfeil 1955 und wird vierter in der Hitze von Buenos Aires. Bei zwei weiteren Rennen, dem Großen Preis von Belgien und dem der Niederlande, schafft er es nach Fangio auf den zweiten Platz. Sein Sieg beim Großen Preis von Großbritannien ist der Höhepunkt der Saison. Am Ende der Saison ist er schließlich Vize-Weltmeister.
Der Mercedes-Benz 300 SLR spielt eine bedeutende Rolle für Moss‘ Erfolg. Er wurde exklusiv für die Saison entwickelt, aber Moss gewinnt mit ihm auch die Tourist Trophy in Dundrod (Nordirland) sowie die Targa Florio in Sizilien. Aber nach den unglaublichen Erfolgen dieser Saison zieht sich Mercedes-Benz aus dem Rennsport zurück. Also widmet sich Stirling Moss anderen Marken. Eine lange Liste von Verträgen folgt, darunter bei Maserati, Vanwall, Cooper, Porsche, Aston Martin, Ferrari, Lotus und B.R.M. Er beweist wieder und wieder sein Können in der Formel 1, wird unter anderem Vize-Weltmeister drei Mal in Folge von 1956 bis 1958. Dann ereignet sich ein schwerer Unfall bei den „100 Meilen von Goodwood“ am 30. April 1962. Er brach sich nahezu jeden Knochen seiner rechten Körperseite und kam mit einem schweren Gehirnschaden gerade nochmal so davon. Glücklich darüber, überlebt zu haben, beendet Moss seine aktive Karriere.
In den folgenden Jahren bleibt Stirling Moss ein Teil des Motorsports, indem er als Autor und Rennsportexperte seinen Beitrag leistet. Als Mercedes-Benz Markenbotschafter der automobilen Klassik bleibt er engagiert. In Großbritannien wird er während seiner aktiven Zeit „Mr. Motor Racing“ und „the epitome of speed“ (Inbegriff der Geschwindigkeit) genannt. 2000 wird Moss zum Knight Bachelor ernannt und damit in den Adelsstand erhoben.
Mercedes-Benz Markenbotschafter Sir Stirling Moss (Mitte), Susie Wolff und Hans Herrmann mit drei Mercedes-Benz Rennsportwagen 300 SLR (W 196 S) mit den Startnummern der Mille Miglia 1955. Foto von der Mercedes-Benz Classic Insight „Erfolgsgeschichten 1955“ in Italien vom 22. bis 24. April 2015.
Slideshow Stirling Moss
Unsere Diafilm über Sir Stirling Moss, die Rennfahrer und Silberpfeile dieser Jahre.
Wir freuen uns über Anregungen, Kommentare, Tipps und Feedback.
Das Redaktionsteam
Mehr Artikel
Werbung